Jugendarbeit im Verein während des Lockdowns meistern

Bald ist ein Jahr vergangen, seitdem die normale Vereinsarbeit mit den Kindern- und Jugendlichen nicht mehr stattfinden kann. Ich bin Jugendleiter in einem Trachtenverein mit einer Kinder- und einer Jugendgruppe. Persönlich getroffen haben wir uns in diesem Zeitraum nur einmal im Sommer mit entsprechenden Hygienemaßnahmen – wir haben es leider nicht öfter geschafft. Die Jugendarbeit ist zudem während des Lockdowns besonders schwierig, trotzdem finde ich es sehr wichtig, anderweitig Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen zu halten, damit sie den Bezug zum Verein und zu den anderen Mitgliedern nicht verlieren. Außerdem denke ich ist es sinnvoll den Kindern und Jugendlichen wieder eine gewisse Regelmäßigkeit und Struktur zu bieten. So bieten wir als Trachtenverein jetzt wieder an unseren gewohnten Terminen eine Aktion an. Soweit Treffen noch nicht möglich sind, eben ein alternatives Programm. Meine Ideen, welche ich teilweise auch schon umgesetzt habe, möchte ich hier mit dir teilen, um dich zu inspirieren.

Überblick über die Ideen:

Geburtstagsgeschenke

Vielleicht bekommen die Kinder und Jugendlichen bei dir im Verein sowieso schon immer Geburtstagsgeschenke. Bei mir war das nicht der Fall. Als wir uns ab März nicht mehr treffen konnten, dachte ich, würde es den Kindern bestimmt eine Freude machen, wenn sie vom Verein ein kleines Geschenk bekommen. So sehen die Kinder und Jugendlichen, dass ihre Jugendleiter weiterhin an sie denken. Also bekamen alle Kinder von uns eine kleine Geschenktüte mit Süßigkeiten und kleinem Spielzeug und die Jugendlichen Schokolade mit einer schön formulierten Geburtstagskarte. Und wir haben beschlossen, dass es dieses Jahr weiterhin Geschenke zum Geburtstag gibt.

Gemeinsam eine Geschichte schreiben

Ich habe mit ein paar Sätzen eine Geschichte begonnen. Den Zettel mit der Geschichte habe ich zusammen mit einem kurzen Brief und einer Liste aller Kinder an das erste Kind gegeben. Im Brief wird erklärt, dass wir gemeinsam eine Geschichte schreiben wollen. Und es wird gebeten, sich den bereits geschriebenen Text durchzulesen und anschließend ein paar Sätze weiterzuschreiben. Danach sollte man hinter seinem Namen auf der Liste einen Haken machen und das Ganze an ein beliebiges nächstes Kind weitergeben.

Nachdem jedes Kind mitgemacht hatte wurde der Zettel mir wieder zurückgegeben. Ich las dann die Geschichte vor und filmte mich dabei. Diesen Film schickte ich dann allen Kindern, damit sie sich die ganze Geschichte anhören konnten.

Übrigens sollte man beachten, dass diese Aktion auch etwas länger dauern kann. In meinem Fall hatte jedes Kind bzw. Familie den Brief durchschnittlich 4 – 5 Tage, was bei der Kinderanzahl dann knapp 3 Monate gedauert hatte, bis die Geschichte wieder bei mir war.

Geschichten vorlesen

Wie eben schon erwähnt kannst du den Kindern einfach eine Geschichte vorlesen, indem du dich dabei filmst und ihnen diesen Film dann schickst.

Eine Möglichkeit wäre es den Film in die Gruppe der Chat-App zur Verfügung zu stellen. Da das Video jedoch etwas länger ist und somit das Herunterladen einige Zeit dauert, habe ich es so gemacht, dass ich den Film auf YouTube hochgeladen habe und die Sichtbarkeit auf „nicht gelistet“ gestellt habe. Das bedeutet, dass nur Personen das Video sehen können, welche den Link dazu kennen. Diesen Link habe ich dann in die Gruppe gestellt bzw. per E-Mail verschickt.

Malaktion – Bilder malen

Jeder durfte zuhause ein Bild malen. Und zwar zum Thema „Erlebnisse im Verein“. Die Kinder hatten dabei die Freiheit welches Erlebnis sie malen und mit welchem Material. Ich finde es auch sinnvoll dieses Thema vorzugeben, da somit ein Bezug zum Verein hergestellt wird und die Kinder angeregt werden über ihre Erlebnisse im Verein nachzudenken. Die fertigen Bilder wurden dann in der Gruppe der Chat-App mit allen geteilt. Ebenso können Fotos beim Malen eingestellt werden, um somit in Kontakt durch einen Austausch zu bleiben.

Außerdem können die Bilder – sofern alle damit einverstanden sind – für die Öffentlichkeitsarbeit im Internet veröffentlicht oder beim Vereinsheim (z.B. in einem Schaukasten) ausgehangen werden. Bei Letzterem können dann alle, also auch die Kinder, ihre Bilder und die der anderen z.B. bei einem Spaziergang betrachten.

Einen Schatz suchen

Es war zwar nicht möglich, sich zusammen zu treffen, aber jeder einzelne durfte mit seiner Familie zum Vereinsheim kommen. Und so bauten wir am Gelände rund um unser Vereinsheim eine Schatzsuche auf. Die versteckten Hinweise und Aufgaben, sowie eine Kiste mit dem Material für die Schatzsuche, blieben über mehrere Wochen stehen. So konnten die Kinder (mit ihren Familien) je nachdem wie sie Zeit hatten, zum Vereinsheim kommen und dort nach dem Schatz suchen. Dieser war übrigens in einer Verkaufsbude, welche mit einem Zahlenschloss gesichert war, versteckt. Die Aufgabe dieser Schatzsuche war es, die Zahlen für dieses Schloss herauszufinden.

Ein Video-Konzert veranstalten

Im Trachtenverein spielen viele Kinder ein Instrument und normalerweise würden wir auch singen. Also hab ich mir gedacht, machen wir ein Video-Konzert. Das heißt, die Kinder filmen sich, wie sie zuhause ein Instrument spielen oder etwas singen. Und alle, die das nicht können oder mögen, dürfen etwas vortragen, ein Gedicht oder einen Witz zum Beispiel. Diese ganzen einzelnen Videos werden dann hintereinander zu einem Film zusammengeschnitten. Vielleicht füge ich dazwischen auch noch eine kleine Moderation dazu – da bin ich selbst noch am überlegen. Und anschließend den Kindern wieder geschickt bzw. auf YouTube hochgeladen.

Ein gemeinsames Lied singen

Wie gerade schon erwähnt singen wir im Trachtenverein auch immer zusammen. Ich habe mir ein Lied ausgesucht, welches wir bei unserem Video-Konzert auch gemeinsam singen möchten. Dabei bin ich selbst noch sehr gespannt, wie gut das klappt. In der Theorie funktioniert das so: ich habe ein Playback aufgenommen, welches ich den Kindern geschickt habe. Nun hören sich die Kinder dieses mit Kopfhörer an und singen dazu. Dabei lassen sie sich filmen. Die einzelnen Videos schicken sie mir wieder und ich schneide diese zu einem Film zusammen. Diesmal werden die Videos nicht hintereinander, sondern gleichzeitig abgespielt. Also so, als würden wir gemeinsam singen.

Quiz-Challenge

Über verschiedene Apps lässt sich ein Quiz erstellen, welches man dann zuhause über sein Smartphone spielen kann. Für unsere Jugendlichen habe ich drei Quiz-Runden mit je 5 Fragen rund um unseren Verein und das Vereinsheim erstellt. Eine Quiz-Runde ging immer über ein paar Tage und am Ende waren alle gespannt, wer die drei Bestplatzierten in dieser Runde waren.

Dieses Quiz habe ich mit Kahoot! erstellt. Für bis zu 10 Spieler ist diese Anwendung kostenlos. Solltest du mehr Mitspieler haben musst du es jedoch kaufen. Da du das monatlich bezahlen und wieder kündigen kannst, halten sich die Preise aber in Grenzen.

Videokonferenz

Wahrscheinlich während des Lockdowns in der Jugendarbeit das gefragteste. Jedoch für einen Verein, wie meinen, eher schwieriger umzusetzen. Hier einmal meine Erfahrungen und Meinung dazu:

Als erstes stellt sich die Frage, welche Software dafür geeignet ist. Wenn die Videokonferenz mehr Jugendliche ansprechen soll, muss die Software meiner Erfahrung nach für die Teilnehmer unkompliziert zu verwenden sein. Außerdem sollte sie für einen gemeinnützigen Verein möglichst kostenlos zu verwenden sein. Meine Wahl ist daher auf die Open-Source Anwendung „Jitsi Meet“ gefallen. Ich verwende allerdings nicht den Original-Server, sondern den „Jitsi Meet“-Server von adminforge.de. Da dieser in Deutschland steht, kein Tracking oder Werbung beinhaltet und andere schöne Features bietet.

Ist die geeignete Software gefunden stellt einem die vorhandene Internetverbindung weiter vor Herausforderungen. Bei einigen Teilnehmern in der Gegend meines Vereins ist diese nicht besonders für Videokonferenzen geeignet, sodass die Übertragung nicht flüssig läuft oder die Videoübertragen gar nicht funktioniert. Dadurch wird der Spaß an diesem gemeinsamen Zusammenkommen gemindert und man wird in den Funktionalitäten einer Videokonferenz wieder gehindert.

Außerdem ist die Bereitschaft für Videokonferenzen nicht bei jedem Teilnehmer gegeben. Entweder durch die eben genannten Gründe oder auch, da die Jugendlichen zurzeit bereits im Homeschooling damit sehr gefordert sind. Diese Einstellungen sind von Person zu Person jedoch sehr unterschiedlich, weshalb ich mich dann doch entschieden habe Videokonferenzen abzuhalten. Zumindest mit der Jugendgruppe, denn für Kinder im Grundschulalter finde ich den Umgang mit der Software zu anspruchsvoll, sodass meist die Eltern wieder gefordert sind, welche zurzeit wahrscheinlich genug zu leisten haben.

Ideen für Videokonferenzen

Die bereits abgehaltenen Videokonferenzen haben dennoch ziemlich gut funktioniert. Zwar waren nicht allzu viele Jugendliche dabei, aber für die anwesenden war es schön, sie zumindest digital zu sehen, sich zu unterhalten und zusammen zu spielen.

Spiele, welche sich für eine Videokonferenz eignen:

  • Black Stories
  • Stadt Land Fluss:
    So wie es normal auch gespielt wird, allerdings sollte das Auswerten der Ergebnisse (wer was geschrieben hat) strukturierter ablaufen, wodurch dieses etwas länger dauert.
  • Home-Rallye:
    Es werden verschiedene Gegenstände genannt. Die Jugendlichen müssen diese Gegenstände so schnell wie möglich holen. Wer am schnellsten war, bekommt einen Punkt.
  • Ich sehe was, was du nicht siehst:
    So wie es normal gespielt wird, allerdings werden nur Gegenstände ausgesucht, welche bei den anderen oder sich selbst im Video zu sehen sind.
  • Activity:
    Der Jugendleiter hat das Brettspiel vor sich. Eine Möglichkeit ist, dass der Jugendleiter als Spielleiter fungiert und nicht aktiv mitspielt. Er bewegt die Spielfiguren und zieht die Karten mit den Begriffen. Diese Karten fotografiert er ab und schickt diese zum Beispiel über die Chat-App privat an den betreffenden Mitspieler.

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